Hilfsmittel für blinde Menschen: Sehen durch Fühlen

Hilfsmittel für blinde Menschen: Sehen durch Fühlen

Hilfsmittel für blinde Menschen: Sehen durch Fühlen

Auf dem ersten Platz bei der Verleihung des Kölner Design Preises landete der „Unfolding Space“: Ein Handschuh, der blinden Menschen dabei hilft, ihre Umgebung durch Vibrationen fühlend zu erleben. So gelingt es ihnen Hindernisse wahrzunehmen und sich besser an unbekannten Orten zurechtzufinden.  Der Prototyp überträgt Bilder in drei Dimensionen, die von einer Tiefenkamera automatisch erzeugt wurden, als fühlbare Signale auf den Handrücken und die Oberseite der Hand.

Der Punkt einer Vibration stellt die ungefähre Position eines Gegenstandes im Raum, die Intensität des vibrierenden Signales deren Distanz dar. Menschen, die blind sind, sind damit in der Lage ihre Umwelt interaktiv und im Wechselspiel zu erleben, Barrieren wahrzunehmen und sich schrittweise auch an fremden Orten zurechtzufinden. Das Gehirn passt sich den visuellen und optischen Reizen an und ordnet sie entsprechend ein. Das setzt einen Lern- und Umstellungsprozess voraus. Doch mit etwas Übung werden die fühlbaren, optischen Reizen ähnlichen Information schließlich unmittelbar verstanden und aufgenommen. Die Personen, die den Handschuh nutzen, können dann Räume und Gegenstände vor sich wahrnehmen.

Der „Unfolding Space“ ist anderen Geräten voraus

Die meisten Geräte zur Sensorischen Substitution, also für den sinnlichen Umstellungsprozess, orientieren sich mehr technisch und kümmern sich weniger um Aspekte von Design- und der Nutzbarkeit, wie die Hersteller wissen. Ebenso verhindern derzeit noch hohe Kosten bei der Anschaffung, dass die neue Technik breit angenommen wird In der Folge können nur wenige Menschen die Geräte anwenden.

Hier setzt der Prototyp an. Er verhilft blinden Menschen zu fühlbarer optischer Wahrnehmung und ist im Vergleich günstig. Der Handschuh macht optisch etwas her in seinem Aussehen, fühlt sich bei Benutzung gut an und seine Anwendung ist leicht und zügig zu lernen. Seine Kosten bei der Anfertigung liegen derzeit bei unter 500 Euro. Ein noch geringerer Preis ist laut dem Hersteller möglich. Da das Projekt Open Source veröffentlicht wurde, also nicht durch ein Patent geschützt ist, besteht zudem die Möglichkeit, den Prototypen selbst nachzubauen.

Die Technik des Handschuhs ist erst der Anfang

Sensorische Substitution mit Hilfe von 3D Tiefenbildern ist eine relativ neue Anwendung. Auch die Lage auf der Oberseite der Hand ist bisher noch wenig genutzt worden.

Der Entwicklungsprozess ist gerade erst angelaufen: Das Projekt soll ein Meilenstein sein. Es soll einen hohen Gebrauchswert für Menschen mit Einschränkungen mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis verbinden. Das neue Hilfsmittel soll jetzt in die intensive Erprobung geben und ausgiebig getestet werden. Stärken und Schwächen sollen dann in der kommenden Geräte-Generation berücksichtigt werden.