Startup entwickelt Hilfsmittel für Rollstuhlfahrer

Rollstuhl mit den Augen lenken

Startup entwickelt Hilfsmittel für Rollstuhlfahrer

Mit einer Datenbrille den Rollstuhl ohne Hände bedienen – das noch junge, im März 2018 in München gegründete Unternehmen munevo hat eine Steuerungstechnik für Rollstühle entwickelt. Sie ist für Menschen von Nutzen, die ihren elektrischen Rollstuhl nicht mit den Händen antreiben können. „munevo DRIVE“ heißt die Anwendung. Sie soll eine neue Form der Barrierefreiheit schaffen. Hierbei handelt es sich um eine Smartglass Applikation, also eine App, bei der die Fortbewegung des elektrischen Rollstuhls mit Hilfe einer Datenbrille durch Kopfbewegungen vollständig ohne Hände erfolgt. Durch einen Adapter werden die Signale der Datenbrille an den Rollstuhl übermittelt. Die Smartglasses-Datenbrillen sind mit Sensoren, einem Display und einer Kamera bestückt.

Wie lässt sich ein Rollstuhl mit der Datenbrille steuern?

Die App verwendet die in den Smartglasses enthaltene Sensorik, um die Kopfbewegungen des Rollstuhlfahrers in Signale zu übertragen. Sie lässt sich individuell auf den Rollstuhlfahrer anpassen. Nach eigenem Wunsch können bestimmte Kopfgesten für bestimmte Steuerungen festgelegt werden. Das kommt Menschen entgegen, die in ihrer Kopfbewegung stark eingeschränkt sind. Die App kann so programmiert werden, dass sich der Rollstuhl beispielsweise durch ein Nicken in Bewegung setzt. munevo DRIVE kann somit die individuellen Bedürfnisse des Rollstuhlfahrers berücksichtigen.

Claudiu Leverenz von munevo schildert auf der Internetseite des Startups, was den Konstrukteuren während der Entwicklung des Systems äußerst wichtig war: „Die Bedienung des Rollstuhls kann einfach und unkompliziert gelernt werden.“ Während des Fahrens mit dem Rollstuhl ist die Benutzeroberfläche der App auf dem Bildschirm der Smartglasses zu sehen. Farbige Pfeile zeigen stets die Fahrtrichtung an.

Rollstuhl steuern: Technisches Fachwissen ist nicht notwendig

Für diese neue Technik des Münchner Unternehmens munevo benötigt es lediglich einen elektrischen Rollstuhl, der mit dem munevo-Adapter kompatibel ist, sowie eine Smartglass-Datenbrille. Der Adapter muss am Rollstuhl befestigt werden. „Er fungiert als Schnittstelle für die Signalübertragung zum Rollstuhl. Fortgeschrittene Computerkenntnisse sind für die Anwendung nicht erforderlich“, versichert Deepesh Pandey von munevo. Denn der Adapter zeichnet sich durch hohe Kompatibilität aus. Er funktioniert mit einer Vielzahl der üblichen elektrischen Rollstühle. Außerdem kann der Adapter ohne komplizierte Installation am Rollstuhl angebracht werden.

Mit der munevo-App können im Notfall zudem einer vorher festgelegten Person eine Nachricht sowie die genauen Standortdaten übermittelt werden. Und mit der App können Fotos gemacht und geteilt werden. munevo denkt noch weiter: In Zukunft sollen auch andere Geräte wie PCs, Smartphones, Tablets und Smart-Home-Systeme mithilfe von munevo gesteuert werden.

Noch ist unklar, ob munevo DRIVE sich durchsetzen wird. Das Produkt munevo DRIVE ist seit Ende 2018 auf dem europäischen Markt zugelassen und seit Anfang dieses Jahres in Deutschland, der Schweiz und Österreich erhältlich. Bisher war die Rückmeldung von Betroffenen und Sanitätshäusern sehr positiv. Bei Interesse können sie munevo gerne direkt kontaktieren (info@munevo.com) oder mit Ihrem Sanitätshaus Kontakt aufnehmen.